Salimata, Rosa, Dina, Gloria, Diva, Rebekka und Carmen – Sieben skulpturale Frauenbildniss
„Ich arbeite gerne auch mal an einem anderem Ort“, sagt Elvira Bach. Der andere Ort ist in diesem Fall eine große Werkshalle der Galerie und Steingussmanufaktur ARTon in Breisach, gelegen im äußersten Südwestzipfel der Republik. Hier, in der Nähe von Freiburg, umgeben von Schwarzwald und Weinbergen hat Elvira Bach den zuvor – nach einem von ihr entworfenen Modell – in Steinguss gegossenen Skulpturen Leben eingehaucht. Und wie: Kräftig, impulsiv und ausdrucksstark stehen die Skulpturen da – ganz so, wie man es von Elvira Bach kennt. Echte Bachs eben.
Die Skulpturen sind genauso unverwechselbar wie ihre Arbeiten auf Leinwand. Auch wenn dies das erste Mal ist, dass die Künstlerin mit dem Material Steinguss arbeitet, gelingt es ihr, mit den sieben Frauenbildnissen jenen Ausdruck, jene Emotionalität und diese spezielle Intensität, oder kurz: eine Wirkkraft zu geben, die nur die Arbeiten von Elvira Bach haben.
Diese Unverwechselbarkeit ist es auch, durch die die Künstlerin längst selbst zur Ikone in der nationalen und internationalen Kunstszene geworden ist.
Aber wer ist diese Elvira Bach?
Sie zählt zu den erfolgreichsten deutschen Gegenwartskünstlerinnen. Um ihre fast vierzigjährige Präsenz am Kunstmarkt zu verstehen, sei hier ein Blick auf ihre Vita erlaubt.
Am 22. Juni 1951 wurde die vielleicht bekannteste lebende Malerin Deutschlands geboren. Nicht gerade in metropolem Umfeld, nein in Neuenhain im Taunus. Ihren künstlerischen Durchbruch erlebte sie mit der Einladung zur documenta 7 in Kassel 1982.
Kann sein, so ist es zumindest überliefert, dass sie es selbst nicht mehr hören kann, aber die Geschichte Elvira Bachs ist auch mit der Geschichte der sogenannten „Jungen Wilden“ verknüpft. Deren Zeit war Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger Jahre in Berlin. Jenen Jahren also, als Berlin, die damals geteilte Stadt, eine Dynamik, eine Atmosphäre hatte,
die einzigartig und besonders war. Eine Kunstszene, deren Kraft Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt in ihren Bann zog, prägte damals die Metropole an der Spree. Genau in jener Zeit studiert die Bach in Berlin. Von 1972 bis 1979 ist sie an der Hochschule der Künste in
Westberlin eingeschrieben. Die anderen „Jungen Wilden“ um Reiner Fetting, Helmut Middendorf, Luciano Castelli und Salomé sind damals auch in der heutigen Hauptstadt aktiv. Man kennt sich. Und natürlich gab es Kippenbergers Büro, Michel Würthles Exil (Vorgängerin der heutigen Paris Bar) oder das legendäre SO36. Dem SO36 gegenüber auf der Oranienstraße hatte die Bach ihr erstes eigenes Atelier. Dass es zu jener Zeit „wild“ zuging in Berlin, ist bekannt. Ausstellungen waren keine arrivierten Veranstaltungen für Menschen, deren Zugang zur Kunst nur eines ist: Geld. Nein, Kunstausstellungen waren Partys. Oft intensiv, manchmal auch extrem. Eine extrovertierte Zeit, und Elvira Bach war mittendrin.
Alles in allem eine Zeit, die sie sicherlich prägte – aber auch eine Zeit auf die man sie nicht beschränken sollte und darf. Denn Elvira Bach war und ist immer in erster Linie Elvira Bach gewesen, da braucht es keine Zuschreibungen, zu welcher Kunstströmung auch immer. Man wird ihr einfach nicht gerecht, wenn man sie nur in die Schublade „Junge Wilde“ steckt.
Vielleicht kann man ihre Arbeiten irgendwo zwischen (Neo-)Expressionismus und Max Beckmann einordnen, vielleicht sollte man solche Kategorisierungen aber auch einfach sein lassen. Schließlich steht Elvira Bach für sich selbst und ihre Arbeiten. Man kann es deshalb gut verstehen, wenn sie es satt hat, immer und immer wieder als eine der „Jungen Wilden“ bezeichnet zu werden. Geschichten werden ja durch bloße Wiederholung nicht besser. Sicher ist: Seit nunmehr über dreißig Jahren faszinieren ihre Kunstwerke. Ihre Arbeiten sind zupackend, die Farbigkeit intensiv, ja überbordend. Auch die von ihr nun gefertigten ersten Skulpturen in Steinguss sind unverwechselbar und ziehen den Betrachter sofort magisch an. Im Zentrum ihrer impulsiven Arbeit stand schon immer das Thema Frau. Da wundert man sich nicht,
dass es sich auch bei den nun entstandenen Arbeiten um Frauenbildnisse handelt. Salimata, Rosa, Dina, Gloria, Diva, Rebekka und Carmen – so hat Elvira Bach ihre ersten Steingussskulpturen-Unikate genannt. Jede einzelne für sich ist ein echtes Meisterwerk der Berliner Künstlerin. Sie sind so kraftvoll, und so direkt „aus dem Leben“, dass es nicht gelingt, sich ihrer Wirkung zu entziehen. Oder anders: Diese Frauen machen Spaß!